Wintergrüns/Sommergrüns:  

Der Februar 2024 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Das Verlangen, die Golfanlage vollends auszukosten und Sommergrüns zu bespielen steigt verständlicherweise.
Die Temperaturen steigen tagsüber auf +10 Grad Celsius, sinken über Nacht allerdings ab bis zum Gefrierpunkt.
In dieser Phase ist Fingerspitzengefühl vom Greenkeeper gefragt.
Die Rasenpflanze und Bodenleben wird aktiv ab einer konstanten Bodentemperatur zwischen 5-8 Grad Celsius. Erst in diesem Temperaturbereich ist es ihr möglich, zu wachsen und zu regenerieren.
Golfgrüns sind auf einer durchlässigen, sandigen Rasentragschicht aufgebaut. Der hohe Sandanteil hat den Vorteil, dass diese sich zügig erwärmt aber ebenso schnell abkühlt. Mit Temperaturen von 0-4 Grad über Nacht, bis in den Vormittag hinein haben unsere Grüns keine Möglichkeit sich vom hohen Spieldruck zu erholen.
Ein vorzeitiges Öffnen der Sommergrüns resultiert in Beschädigungen der Grasnarbe und dadurch Einzug von unerwünschten Gräsern durch ein temperaturbedingtes vermindertes Wachstum.

Die Durchwurzelung der Rasentragschicht durch die Gräser erfolgt überwiegend im Frühling, um sich für trockene Sommer vorzubereiten. Dies ist ein Prozess, welcher ebenfalls abhängig von der Bodentemperatur ist. 

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, beträgt unsere aktuelle Durchwurzelung der Grüns 5-7 cm. Um in der Saison unter Hochbetrieb weiterhin höchste Qualität unserer Grüns zu gewährleisten, benötigt die Pflanze möglichst tief reichende Wurzelmasse um Ressourcen, insbesondere Wasser anzuzapfen. Stress an die Gräser durch Spieldruck und Wetterbedingungen lassen die Wurzelmasse im Sommer zudem zurück gehen. Daher ist jetzt der Zeitpunkt, die Qualität der Grüns in der Hochsaison zu beeinflussen. Sollten wir diesen natürlichen Vorgang stören, durch vorzeitiges Öffnen der Sommergrüns, wird die Qualität drastisch abfallen. Hinzu kommen erhöhte Pflegekosten, welche unseren und dadurch auch Ihren Geldbeutel belasten, bei verminderter Qualität. Von erhöhter Umweltbelastung ganz zu schweigen.

Quelle: https://www.golfmanager-greenkeeper.de/greenkeeper-online/fachbeitraege-greenkeeper/fachwissen/allgemein/wurzel-entwicklung-maximieren.html

Die obere Grafik veranschaulicht diesen Prozess noch einmal. Mein Team und ich analysieren diesen Prozess und Temperaturen täglich und werden den optimalen Zeitpunkt für die Eröffnung so zeitnah wie möglich wählen.
Ich bitte um Ihr Verständnis und Geduld. Die Grüns werden sich bei Ihnen mit Qualität bedanken. Bei weiteren Fragen oder Interesse zu diesen Prozessen sprechen Sie mich gerne an.

Ihr Headgreenkeeper grüßt freundlich, Philipp Heselhaus

Information:

Auf die vermehrt aufkommende Frage unserer Mitglieder was diese Drohne hier auf unserer Anlage macht, eine kurze Erklärung dazu. In Zusammenarbeit mit der Firma Trevisto Plant Solutions verwenden wir Drohnentechnologie und Multispektral-Kameras zur Überwachung des Pflanzenzustandes. Eine Multispektralkamera kann Lichtwellenlängen sehen, die wir nicht sehen können. Wenn eine Pflanze Photosynthese betreibt (verwendet Lichtenergie für meine(?) einfachen Kohlenhydrate), absorbiert sie Licht. Wenn die Pflanze unter Stress steht, verlangsamt oder stoppt die Photosynthese. Sobald dies geschieht, wird mehr Licht (das wir nicht sehen können) reflektiert. Dieses reflektierte Licht kann von unserer Kamera gesehen und gemessen werden. Dadurch erkennen wir frühzeitig Pflanzenstress, bevor er zu einem sichtbaren Problem wird. Somit können wir Maßnahmen frühzeitig ergreifen, um die Pflanze gesund zu halten und damit die Spielflächen zu verbessern. Wir haben damit die Möglichkeit Probleme zu überwachen, um zu sehen, ob sich die Situation verbessert hat. Mit Hilfe der Drohne können wir die Pflanzengesundheit "sehen", damit das Düngemittelprogramme optimieren und den Bedarf an Fungizidanwendungen zu reduzieren (Geld und Zeit sparen). Die Fotos, die wir machen, sind multispektral, so dass jede fotografierte Person nicht identifiziert werden kann, da sie als roter Fleck erscheint (kein Grund zur Sorge um den Datenschutz). Alle Fotos, die außerhalb unserer Zielgebiete (Grüns) aufgenommen werden, werden von dem System automatisch gelöscht. Wir betreiben derzeit eine Testphase auf unserer Anlage. Das System ist automatisch und der Drohnenpilot ist nur erforderlich, um die Drohne zu überwachen und die manuelle Steuerung zu übernehmen, wenn es ein Problem gibt.
In diesem Sinne weiterhin ein schönes Spiel und eine entspannte Zeit auf unserer Anlage


Informationen zur Platzpflege im Spätsommer: ( vom 2 bis 6 September )

Wie jedes Jahr müssen wir zum Ende des Sommers noch eine elementar wichtige Maßnahme an den Spielelementen durchführen, um unsere erreichte Qualität zu halten und zu verbessern. Der Monat September sichert uns für die Maßnahme noch milde Nächte und eine gute Regeneration zu. Leider stößt der Zeitpunkt nicht immer auf Begeisterung von Seiten der Golfer. Aber wir alle haben als Ziel eine gute Runde Golf zu spielen, auf einem optimal gepflegten Golfplatz. Sie müssen dafür Ihren Schwung trainieren und abrufen können, und das Greenkeeping muss kultivierende Pflege betreiben, um eine Platzqualität zu präsentieren, damit Sie schönes Golf spielen können. Auf den Greens werden wir mit einem Vertikutierer in einer Tiefe von 12-18mm alte organische Masse entfernen, um mit feuergetrocknetem Sand direkt wieder zu verfüllen. Wozu dient dieser Arbeitsgang? Über eine Wachstumssaison entsteht organischer Abfall, wie im Biokompost daheim. Dieser kann auf einem Kompostierhaufen sich selbst überlassen werden und wird zu einer guten Erde für Beete und Blumenkästen. Warum eigentlich? Das Bodenleben spielt dabei die wichtigste Rolle im Abbauprozess. Die Art des organischen Abfalls trägt zur Güte der Erde bei. Wir arbeiten seit meiner Zeit an einem gesunden Bodenleben, doch ist der anfallende organische Abfall einer Golfanlage sehr einseitig und nicht durchmischt wie z.B. mit Eier- Bananenschalen, Gemüseresten, Laub und Rasenschnittgut. Deshalb ist es elementar wichtig diesen Abbauprozess positiv zu unterstützen. Im Vertikutierverfahren entnehmen wir der obersten Schicht etwa 15% alten Materials, bestehend aus Rasenresten und Wurzelmasse, und füllen diese mit reinem Sand auf. Damit ist der erste Abbau entstanden und der Sauerstoff, der in die verdichtete Oberschicht gelangt, ist es essentiell für die Mikroorganismen. Die verbleibenden abgebauten 83% sind dann für die Pflanzen verfügbar und dienen als nachhaltige Nährstoffquelle für die Gräser. Damit ist auch gewährleistet, dass diese Flächen außerdem genug Sauerstoff im Boden haben, um auch in widrigen Wetterlagen noch gute Spieleigenschaften vorzuweisen. Wir befinden uns nicht in Florida mit 12 Monaten Sonnenschein. Bei uns kommt der Winter und dies ist eine Hauptsaison für die Erkrankungen der Gräser. Je trockener und besser die oberste Schicht der Flächen aufgebaut ist, umso weniger können sich Pilz Sporen darin verbreiten und Gräser infizieren. Ein nachhaltiges System das langfristig unseren Spielspaß auf den Flächen erhöht.