Golf und Natur

Golf und Naturschutz?

Noch vor 40 Jahren waren große Teile der Bevölkerung davon überzeugt, dass Golf kein richtiger Sport und ohnehin nur etwas für Reiche und Alte sei. Behörden und Ämter vertraten vielfach die Ansicht, dass Golfplätze das Landschaftsbild negativ beeinflussten und durch die übermäßige Verwendung von Dünger, Pestiziden und Insektiziden schädlich für Böden, Gewässer und die Flora und Fauna seien. Der Genehmigungsweg für neue Golfplätze war daher im Normalfall lang und beschwerlich, mit Naturschutz wurde Golf nur in Ausnahmefällen in Verbindung gebracht.

Trotzdem wuchs die Zahl der Plätze und der Golfer/ innen weiter und nachdem die Mauer gefallen war und Deutschland die Wiedervereinigung feierte, kam es Anfang der 90er Jahre zu einem regelrechten Golfboom. In der öffentlichen Meinung setzte sich immer mehr die Meinung durch, dass Golf sehr wohl ein anerkennenswerter Sport und zudem sehr gesund sei und bis ins hohe Alter gespielt werden könne. Bei den Ämtern und Behörden wuchs die Erkenntnis, dass Golfplätze durchaus eine positive Rolle in puncto Naturschutz einnehmen könne, die Genehmigungsverfahren und der Bau von neuen Plätzen wurde seitens der Behörden seitdem immer positiver beurteilt und begleitet.

Golf und Naturschutz!

Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat 2005 unter dem Begriff „Golf & Natur“ ein Management System für Golfanlagen entwickelt, das sowohl Qualitäts- als auch Umweltaspekte beinhaltet. Das Golf & Natur Programm enthält alle relevanten Aspekte, die zur Sicherung der Qualität beim Betrieb einer Golfanlage und zum umweltbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen beitragen.

Geschichtliches

Der Golfplatz in Fürth wurde nach dem Krieg von den dort stationierten amerikanischen Truppen gebaut und ab etwa 1970 konnten auch einige Gastspieler mit besonderer Erlaubnis den Platz bespielen.

Naturschutz war damals für die Amerikaner kein großes Thema und so wurde der 9-Loch-Platz nur nach spieltechnischen Gesichtspunkten gepflegt. Das änderte sich, als 1992 der 1. Golf Club Fürth e.V. gegründet wurde und den Platz von den Amerikanern übernahm. Von da an ging es auch mit dem Golfsport in Fürth und generell in Deutschland bergauf. Die Mitgliederzahlen wuchsen und in Fürth entschieden sich die Clubverantwortlichen zum Bau weiterer neun Löcher. Mit Beginn des Jahres 2021 beschloss der Vorstand des Clubs sich auch an den offiziellen Programmen des Deutschen Golf Verbandes (DGV) und des Bayerischen Golfverbandes (BGV) zubeteiligen.

Die Anforderungen für die erste von drei Stufen des Programms Golf&Natur wurden bereits erfüllt:
Am 12. Mai 2024 wurde das BRONZE Zertifikat dem Golf Club Fürth übersandt.

Auch die zu erfüllenden Punkte des BGV Programms „Blühpakt Bayern“ wurden größtenteils bereits erfolgreich umgesetzt, sodass auch hier sicherlich in naher Zukunft die Zertifizierung erfolgen wird.
Generell gibt es bereits eine Vielzahl von Projekten, die im Sinne von „Golf & Natur“ im Bereich der Gesamtanlage in Arbeit oder erfüllt worden, die Abschlussbesprechung mit dem DGV für das Zertifikat SILBER ist für Mai 2023 geplant.

Nachfolgend sind einige der bereits erfüllten Maßnahmen beschrieben.

Großbaumverpflanzung und Vogelschutz

Etliche Bäume, die bei der notwendig gewordenen Erneuerung und Erhöhung der Fangzäune zur Absicherung der Driving Range „im Wegstanden“ wurden nicht einfach abgesägt, sondern mit einem Spezialgerät samt Wurzelballen ausgehoben und u. a. im Bereich des neuen Toilettenhauses und der ebenfalls neuen dortigen Holzlegung im Abschlagsbereich an Loch 15 wieder eingepflanzt. Solche Holzlegungen bieten einen hochwillkommenen Lebensraum für etliche Insekten, Kerbtiere, Käfer und Eidechsen, die wiederum für etliche Vögel eine sichere und dauerhafte Nahrungsgrundlage bilden. Aktiver Vogelschutz durch das Anbringen zahlreicher artgemäßer Nistkästen und der Erhalt von abgestorbenen Bäumen mit bereits vorhandenen Nisthöhlen leisten weitere erfolgreiche Beiträge zur Verbesserung und Erhaltung geeigneter Lebensräume für die Vogelpopulation. Durch einen ehrenamtlich für den Landesbund für Vogelschutz (LBV) tätigen Fachmann wurden 2017 bereits vierzig! verschiedene Vogelarten auf dem Golfplatz gezählt und kartiert!

Honig vom Golfplatz

Seit 2021 wird von der Imkerei BINDER auch Bienenhaltung auf dem Golfplatz betrieben, die Anlage von Blühstreifen und die bereits vorhandenen Bestände an unterschiedlichen Blütenpflanzen und Kräutern bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Honigproduktion. Die Bienenstöcke befinden sich dabei auf einem dafür speziell hergestellten Wagen.

Zusätzlich wurden bereits an mehreren Standorten „Insektenhotels“ für wildlebende Bienen und andere Nektar sammelnde Insekten aufgestellt. Entgegen der bildlichen Darstellung wurde aber darauf geachtet, diese weiträumig von den „bewirtschafteten“ Bienenkästen zu trennen, um Nahrungskonkurrenz unter den Arten zu vermeiden.

Artenschutz für Tiere und Pflanzen

Bereits jetzt leben eine ganze Menge (auch bedrohter!) Vögel, Schmetterlinge, Falter, Wildbienen, Hummeln, Amphibien und kleiner Wirbeltiere auf unserem Platz. Aber auch seltene und schützenswerte Pflanzen finden sich bereits innerhalb der Platzgrenzen, wobei die für die Tier- und Insektenwelt wichtigsten Arten gar nicht die am buntesten und für das menschliche Auge am schönsten erscheinenden Blumen, Kräuter und Sträucher sind. Die für die Artenvielfalt wertvollsten Flächen im Golfplatz sind sogenannte Mager- und Halbtrockenrasenflächen, denn die Artenzahl der Grünflächen hängt im Wesentlichen von der Nutzungsintensität ab. 

Während intensiv genutzte Vielschnittwiesen wie Fairways, Vorgrüns und Grüns weniger als 10 Arten aufweisen, können auf mageren Wiesen in den Roughbereichen über 40 Pflanzenarten auf wenigen Quadratmetern vorkommen. Daher führt die regelmäßige Entfernung des Mähguts in den Roughs aufgrund der sukzessiven Aushagerung der Standorte in der Regel zu mehr Artenvielfalt. Nährstoffarme, ausgehagerte und besonnte Standorte bieten vielen Arten, die mittlerweile selten sind, einen Lebensraum. Aber auch für die Golfer/innen und den Spielfluss hat dies einen erheblichen Vorteil: Verschlagene Bälle sind wesentlich leichter zu finden, die Suchzeit verringert sich deutlich und der Score bleibt im gewünschten Rahmen, dies gilt natürlich nur bei vorsichtiger und rücksichtvoller Suche. Einige Bereiche bleiben allerdings dauerhaft geschützt, dort ist das Betreten der so gekennzeichneten Flächen streng verboten!
 

Schafbeweidung

Die schonendste Art Roughflächen kurz zu halten und auch alles, was dort an Insekten und Kleinlebewesen „wohnt“ überleben lässt, ist der Einsatz 4-beiniger Mitarbeiter: Rund 750 Schafe und Ziegen der Schäferei VEITH in Vach werden 2-3 mal im Jahr über sonst schwer zugängliche Bereiche und Hangflächen geführt, um auch dort die Roughflächen schonend weiter auszuhagern, wobei die Ziegen auch jene Pflanzen fressen, die die Schafe verschmähen. Da auch die Landschaftspflegeverbände versuchen, die Schafbeweidung wieder verstärkt zu reaktivieren und dafür Flächen suchen, bewerten auch die Unteren Naturschutzbehörden den Einsatz von Schafherden in der Regel sehr positiv.

Öffentlichkeitsarbeit

Die ökologische Bedeutung der Golfanlage soll auch verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, so wird die Webseite eine Sparte „Golf & Natur“ sowie „Greenkeeping“ erhalten, auf der regelmäßig über neue Projekte und Maßnahmen sowie den Stand der weiteren Fortschritte berichtet wird. Im Bereich der Terrasse und des 1. Abschlages ist eine Schautafel geplant, auf der mit kurzen Beschreibungen und Bildern die große Vielfalt der im Bereich des Golfplatzes lebenden Vögel dokumentiert wird, die Golfrunde wird sicherlich für viele Mitglieder und Gäste dadurch bereichert.

Ziele

Ziel aller Maßnahmen ist es, die bereits hohe Qualität des Meisterschaftsplatzes noch weiter zu steigern, Mitgliedern und Gästen des Clubs ein sicheres, sportlich faires und nachhaltiges Spielerlebnis in einer wunderschönen Umgebung zu gewähren, dauerhafte und interessante Arbeitsplätze zu bieten und gleichzeitig einen passenden Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna zu gewährleisten